Eine tiefgehende Analyse der jüngsten erwachsenen Generation – Zwischen digitaler Vernetzung, existenzieller Orientierung und dem Streben nach Sinn.
Autor: Christopher Leuthardt
„Morgengrau in Kreuzkölln“
Es ist 6:07 Uhr, Berlin-Kreuzkölln. Elif, 24, zieht die Vorhänge beiseite. Der Morgen schimmert wie eine noch unbeschriebene Seite. Auf dem Fenstersims eine Sukkulente, daneben ein Stoizismus-Handbuch, am Kühlschrank ein Kühlschrankmagnet, der sagt: “Memento mori – aber bitte fair bezahlt.” In der Küche brummt der Wasserkocher, das Handy vibrierend wie ein zweites Herz: Nachrichten von der WG-Gruppe, ein Kalender-Ping für das Uni-Seminar „Ethik der Künstlichen Intelligenz“, Push-Meldungen über eine neue Debatte zur Plattformarbeit in der EU und eine Erinnerung an das Abendtreffen im Kiez-Co-Working-Space.
Elif tippt mit Daumenreflexen durch den Morgen: Erst TikTok, dann ein Blick in einen Discord-Server, in dem sie an einem Open-Source-Tool für Stress-Tracking bastelt. Danach fünf Minuten Atem-App. Zwischen zwei Benachrichtigungen bleibt der Blick lang auf einem Foto hängen: Fridays-for-Future-Schilder, grüne Wiese, verhangener Himmel. Ein kurzer Stich – bin ich politisch genug? –, dann Kaffee. Die Tasse dampft, das WLAN wacht auf, und der Gedanke setzt sich fest: Wie ein Leben führen, das zugleich mir gehört und der Welt etwas schuldet?
Diese Frage, die an der Oberfläche wie ein Lifestyle-Dilemma wirkt, ist in Wahrheit ein alter philosophischer Strom, der sich durch die Gegenwart drückt. Existenzielle Selbstprüfung (Sartre), Skepsis gegenüber großen Erzählungen (Postmoderne), das Comeback der Lebenskunst (Neo-Stoizismus), humanistische Zuversicht – Alles mischt sich im Alltag von Menschen wie Elif, deren Biografien vom Digitalen amortisiert, vom Klimazeitalter gesäumt und vom permanenten Vergleich beleuchtet werden.
Fakten in Kürze
– 62 % der 12–19-Jährigen in Deutschland nutzen KI-Anwendungen; häufig für Schule, Spaß, Informationssuche. mpfs
– Wöchentliche Social-Media-Nutzung (ab 14 J.): 60 % in Deutschland; Instagram an der Spitze. ard-media.de+1
– Globales Bild: Vertrauen in Nachrichten stagniert bei ~40 %; Jüngere verschieben Konsum auf Social/Video. Reuters Institut für Journalismus+2Reuters Institut für Journalismus+2
Historischer Kontext & philosophische Grundlagen: Vom „Nachkriegswir“ zum „vernetzten Ich“
Die Wertegeschichte nach 1945 liest sich wie die Bewegungsbiografie eines Pendels. Auf die kollektive Reparaturarbeit der Nachkriegszeit folgt der individualistische Aufbruch: 1968 als Eruption von Freiheitspathos und Antiautoritarismus; die 1980er mit Postmoderne und dem Misstrauen gegen die „großen Erzählungen“; die 1990er als neoliberale Beschleunigungsdekade; 2008 die Krise, ab 2018/19 der Aufstand der Klimabewegung, 2020ff. die Pandemie als globales Stresstestlabor. Generation Z tritt in eine Welt, die bereits durchzogen ist von Ambivalenz. Ihr Vokabular: Selbstbestimmung, Diversität, Nachhaltigkeit – doch auch Prekarität, psychische Gesundheit, algorithmische Öffentlichkeit.
Philosophisch lässt sich diese Konstellation auf vier Achsen lesen:
- Existenzialismus (Sartre, de Beauvoir): Freiheit als Last und Chance; Authentizität als Pflicht gegenüber dem eigenen Entwurf.
- Postmoderne (Lyotard, Foucault, Butler): Skepsis gegenüber Meta-Erzählungen; Wahrheit als diskursives Feld, Identität als performativer Prozess.
- Neo-Stoizismus (Pigliucci u. a.): Emotionsregulation, Fokus auf das Kontrollierbare, Tugend als Praxis im Alltag – beliebt in Podcasts, Self-Help-Foren, Subreddits.
- Humanismus (Nussbaum, Appiah): Würde, Empathie, Weltbürgertum; die Verteidigung universaler Rechte im pluralen Raum.
Die Gen Z ist nicht nur Empfängerin, sondern Umschaltpunkt: Sie übersetzt Theorie in Mikropraktiken – Content-Regeln für die eigene Psyche, Micro-Activism, Care-Ethik in Beziehungen.
Historischer Kontext – In Kürze
– Post-68: Individuelle Selbstentfaltung gewinnt; große Ideologien verlieren Bindungskraft.
– 2008: Finanzkrise als Epochenbruch der Sicherheitserzählung.
– 2020–2022: Pandemie beschleunigt Digitalisierung & mentale Belastungen. OECD/UNICEF berichten anhaltende Indikatorenverschlechterung bei Jugendgesundheit. OECD+1UNICEF
– 2024/25: Vertrauenskrise in Medien & Institutionen bleibt virulent, besonders im digitalen Nachrichtenökosystem. Reuters Institut für Journalismus+1
Philosophische Begriffe erklärt
– Authentizität: Bei Sartre kein „Gefühl“, sondern Praxis, sich als Urheber seiner Handlungen zu verstehen.
– Diskursmacht: Nach Foucault durchziehen Macht/Wissen-Verhältnisse die Produktion von „Wahrheit“.
– Ataraxia (stoisch): Gemütsruhe durch Unterscheidung des Kontrollierbaren/Nicht-Kontrollierbaren.
– Kosmopolitismus: Humanistisches Ideal globaler Verantwortung jenseits enger Loyalitäten.
Die Werte der Generation Z: Freiheit, Nachhaltigkeit, Diversität, Digitalität, Selbstbestimmung
Die „Wertekarte“ der Gen Z ist kein statisches Poster, sondern ein Navigationsgerät mit Live-Updates. Empirisch zeigt sich:
- Sinn & Sicherheit: In Deloittes weltweiter Gen Z-/Millennial-Studie 2025 nennen junge Menschen meaning und well-being neben finanziellem Auskommen als zentrale Prioritäten – ein „Dreiklang“ an Geld, Sinn, Gesundheit. Deloitte+2Deloitte+2
- Digitalität: Deutschland 2024: 67,8 Mio. Social-Media-Nutzer (≈81 % der Bevölkerung); Internetpenetration 93 %. DataReportal – Global Digital Insights
- Pluralität & Gleichheit: Eurobarometer 2023/24 zeigt hohe Zustimmung zu gleichen Rechten von LGBTIQ-Personen; parallel berichten FRA-Daten fortbestehende Diskriminierung und zunehmende Gewalt – Fortschritt und Rückstoß zugleich. European Unionfra.europa.euReuters
- Bürger*innenschaft: Junge Europäer*innen meldeten 2024 hohe Wahlteilnahmebereitschaft; Partizipation verschiebt sich teilweise in projektbasierte Formen. SALTO
- Arbeitswelt & Gerechtigkeit: In Europa bleiben Jugend-NEET-Raten ein neuralgischer Punkt; 2024 lag die EU-NEET-Quote (15–29) u. a. bildungsabhängig bei ~8–13 %. European Commission
Zugleich birgt das digitale Milieu Reibungen: Vertrauen in Nachrichten global stagnierend bei ~40 %, junge Nutzer*innen beziehen News verstärkt via TikTok/Instagram; die Wahrnehmung von Desinformation und Polarisierung steigt. Reuters Institut für Journalismus+1
Top-Werte laut Studien
– Sinn & Wohlbefinden wichtiger neben Einkommen (Deloitte 2025). Deloitte
– Hohe Digitalnutzung in Deutschland (DataReportal 2024). DataReportal – Global Digital Insights
– Unterstützung von Gleichheitsrechten, aber Diskriminierungserfahrungen präsent (Eurobarometer/FRA 2024). European Unionfra.europa.eu
– Wahlbeteiligungsabsicht junger EU-Bürger*innen 2024 erhöht (Eurobarometer). SALTO
Sinnsuche im digitalen Zeitalter: Algorithmen, Aufmerksamkeit, Ambivalenzen
Das Digitale ist kein bloßes „Medium“, sondern Umwelt. In Deutschland nutzen Jugendliche Social Media hochfrequent; KI-Werkzeuge sind Alltag — in Schule, Studium, Freizeit. ard-media.dempfs Zugleich ist das Vertrauen in News global fragil; junge Zielgruppen bewegen sich dorthin, wo der Diskurs in Bewegtbild und Kurzformaten pulsiert. Reuters Institut für Journalismus+1
Philosophisch verändert das drei Dinge:
- Wahrheit als Fluss: Postmoderne Sensibilität trifft auf algorithmische Kuratierung. Der Kampf um Validität wird zu einem Kampf um Sichtbarkeit.
- Selbst als Projekt: Das digitale Selbst ist ein kuratiertes Archiv – Bio, Stories, „Longform-Ich“ in Notizen-Apps. Authentizität wird zur handwerklichen Tugend.
- Sinn durch Zugehörigkeit: Sinn wird nicht mehr nur in Institutionen gefunden, sondern in Communities – vom Mutual-Aid-Server bis zum Hackspace.
Die Kehrseite ist mental spürbar: OECD/UNICEF melden eine Zunahme gesundheitlicher Beschwerden und psychischer Belastungsindikatoren bei Jugendlichen in Europa; UNICEF schätzt rund 11 Mio. Kinder/Heranwachsende (≤19) mit psychischen Erkrankungen in der EU, mit steigenden Raten im Jugendalter. OECDUNICEF+1
Infokasten – Philosophie & Social Media
– Sokrates im Feed: Der elenktische Dialog wird zum Kommentar-Thread – mit dem Risiko, dass Ironie und Kontext verloren gehen.
– Foucaults Panoptikum 2.0: Sichtbarkeit diszipliniert; „Selbstoptimierung“ ist normativ geladen.
– Hannah Arendt reloaded: Öffentlichkeit braucht Räume, in denen Handeln und Verstehen möglich ist, jenseits reiner Performance.
Selbstverwirklichung zwischen Kapitalismus und Achtsamkeit: New Work, Minimalismus, Spiritualität
Gen Z will Arbeit, die nicht nur bezahlt, sondern bedeutet. Deloittes 2025er-Studie betont Sinn, Lernchancen, finanzielle Stabilität und Mentoring als Prioritäten. Deloitte Hybride Arbeit bleibt attraktiv, doch „fully remote“ ist für Gen Z weniger populär als oft behauptet; Präferenzen verschieben sich zu flexiblen, fair bezahlten Modellen. (Gallup 2025; Microsoft Work Trend Index als Langreihe). Gallup.comMicrosoft
Europa reguliert parallel die Plattformarbeit neu: Die EU hat 2024/25 Regeln verabschiedet, die Arbeitsstatus, algorithmische Transparenz und Anfechtbarkeit automatisierter Entscheidungen betreffen – potenziell ein Schutzschirm gegen die prekäre Fragmentierung der Gig Economy. Rat der Europäischen Union+1
Im Alltag der Selbstverwirklichung koexistieren Minimalismus, Side Hustles, Achtsamkeit, Retreats und Skill Stacking. Philosophisch betrachtet ist das die Suche nach einer Ethik der Maßhaltung: Genug statt mehr, Präsenz statt Dauer-Optimierung – ein stoisches Korrektiv gegen den Überreiz.
Seitenleiste – Philosophische Schulen zur Selbstverwirklichung
– Aristotelische Eudaimonia: Gelingen als Entfaltung von Tugenden.
– Kantische Autonomie: Selbstgesetzgebung als Würdequelle.
– Stoische Praxis: Innere Freiheit durch Urteilskunst.
– Humanistische Bildung: Selbstverwirklichung mit Weltbezug, nicht gegen ihn.
Fakten in Kürze
– EU-Plattformarbeitsrichtlinie (2024/25): Vermuteter Arbeitnehmerstatus, Regeln zu Algorithmus-Management. Rat der Europäischen Union
– Engagement/Arbeitszufriedenheit: Global rückläufige Bindung 2024; Europa besonders niedrig. PR Newswire
Gesellschaftliche Konfliktlinien: Generationen, Politik, Identität, Wahrheit
Konflikte verlaufen heute nicht nur zwischen Alt und Jung, sondern quer durch Blasen: zwischen Klimaangst und Realismus, zwischen Diversity-Fortschritt und Backlash, zwischen öffentlichem Rundfunk und Creator-Ökonomien. FRA-Daten zeigen zugleich mehr Anerkennung und mehr Gewalt gegen LGBTIQ; Eurobarometer meldet steigende Erfahrungen mit Diskriminierung. ReutersOECD
Im Informationsraum gilt: Jüngere verschieben Konsum zu Social/Video, während Vertrauen in klassische Medien stabil, aber nicht überwältigend ist (Deutschland 2025: 45 % „meist vertrauenswürdig“). leibniz-hbi.de Gleichzeitig warnen Studien vor Desinformationsrisiken auf bestimmten Plattformen. Reuters
SWOT – Gen Z & Gesellschaft
S – Hohe Anpassungsfähigkeit, digitale Kompetenz, Wertebewusstsein (Gleichheit, Klima). European Union
W – Psychische Belastung, fragmentierte Öffentlichkeit, Prekarität, Vertrauensunsicherheiten. OECD
O – EU-Regeln zu Plattformarbeit, neue Beteiligungsformen, KI-gestützte Bildung/Arbeit. Rat der Europäischen Union
T – Desinformation/Polarisierung, Diskriminierung, ökonomische Schocks, Klimaeskalation. Reuters Institut für JournalismusOECD
Authentische Experteninterviews (fiktiv, aber realistisch)
1) Prof. Dr. Maria H., Sozialphilosophin (Universität einer Großstadt)
Frage: Was unterscheidet die Sinnsuche der Gen Z von früheren Kohorten?
Antwort: „Sie ist radikal alltagsnah. Sinn ist kein metaphysisches Ornament, sondern ein Katalog von Mikroentscheidungen: Was esse ich? Wie konsumiere ich? Wo arbeite ich? Der philosophische Gehalt liegt in der Praxis, weniger in großen Worten.“
2) Dr. Leon K., Soziologe der Digitalisierung (Forschungseinrichtung)
Frage: Hat Social Media den Wahrheitsbegriff zerlegt?
Antwort: „Eher pluralisiert. Wir erleben eine Koexistenz von Validitätsregimen. Der Journalismus behält Relevanz — Daten zeigen in Deutschland weiterhin relativ hohes Grundvertrauen —, aber junge Menschen erwarten Dialog und Kontext statt Verkündung.“ leibniz-hbi.de
3) Dr. Aylin S., Klinische Psychologin (Jugendambulanz)
Frage: Wie zeigen sich Belastungen?
Antwort: „Kumulativ: Schlaf, Grübeln, Erschöpfung. Wir sehen Peaks in Übergangsphasen. Internationale Indikatoren bestätigen den Trend; die Versorgungslücken sind real.“ UNICEFOECD
4) Jonas R., Arbeitsmarktforscher (Thinktank)
Frage: Was bedeutet die EU-Plattformrichtlinie?
Antwort: „Sie ist ein paradigmatischer Schritt: Algorithmische Entscheidungen werden überprüfbar, Beschäftigungsstatus wird neu justiert. Für die Gen Z im Gig-Ökosystem ist das ein Signalsystem der Würde.“ Rat der Europäischen Union
5) Dr. Selma T., Politikwissenschaftlerin (Europaforschung)
Frage: Wodurch entsteht Polarisierung?
Antwort: „Durch Problemverdichtung im Informationsraum und Misstrauen gegenüber Institutionen. Dennoch bleibt die demokratische Partizipationsneigung hoch, wenn Angebote resonanzfähig sind.“ SALTOedelman.com
Philosophische Fallstudien & Porträts (fünf Lebenswege)
Porträt 1: Elif (24), Informatikstudentin & Klimaaktivistin
Elif lebt im Dreiklang aus Studium, Ehrenamt und Paid Gig: App-Testing. Sie nutzt stoische Journals, um präziser zu entscheiden, wo ihr Einsatz „wirksam“ ist. Sinn ist für sie: „Technik bauen, die Nervensysteme beruhigt statt ausbeutet.“ (Datenhintergrund: Plattformarbeit im Wandel; mentale Gesundheit als Leit-Thema Jugendlicher.) Rat der Europäischen UnionOECD
Porträt 2: Malik (27), Pfleger im Schichtdienst
Malik empfindet Arbeit als Fürsorgeethik. Er liest Camus in der S-Bahn, weil „Aufstand als Solidarität“ ihm hilft, den Alltag zu würdigen. Er fordert planbare Arbeitszeiten, mentale Gesundheitsangebote und faire Löhne. (Kontext: Mindestlohnanpassungen 2024/25; Arbeitskräftemangel; Engagement-Defizite in Europa.) Mindestlohn-KommissionPR Newswire
Porträt 3: Jana (22), Mediengestalterin, queer
Jana beschreibt Social Media als Bühne und Schutzraum. Sie kennt Diskriminierung, aber auch Community. Ihre Werte: Diversität, Selbstbestimmung. Sie engagiert sich in einem lokalen Kollektiv gegen Hassrede. (Daten: LGBTIQ – Fortschritte & Gewaltanstiege; EU-Diskriminierungsdaten.) ReutersOECD
Porträt 4: Aron (25), dualer Student, Side Hustler
Aron baut ein kleines Reparatur-Startup auf. Er glaubt an „Genugismus“: Qualität vor Masse, Kreislaufdenken. Sein Motto ist aristotelisch: „Tugend ist Übung.“ (Kontext: Nachhaltigkeitswerte, Konsumpraktiken, Handwerk-Revival.)
Porträt 5: Suri (19), Schülerin, digitale Kreatorin
Suri produziert Lernvideos zu Ethik & KI. Sie ringt mit Sichtbarkeitslogiken, setzt auf Quellenarbeit und veröffentlicht Fact Sheets unter Creative Commons. (Kontext: KI-Nutzung Jugendlicher; News-Trust im Social-Umfeld.) mpfsReuters Institut für Journalismus
Drei Zukunftsszenarien (mit narrativen Miniaturen)
1) Optimistisch: „Die geteilte Gelassenheit“
Erzählkern: 2030. Elif arbeitet in einem Public-Interest-Tech-Lab. Die Stadtbibliotheken hosten „Wahrheitswerkstätten“, in denen Journalistinnen, Bürgerinnen und Schüler*innen gemeinsam Quellen prüfen. Plattformarbeit ist fairer reguliert; Mentoring-Programme und Community-Kliniken senken psychische Belastungen. Elif setzt eine Minimalismus-Routine um: ein Sabbatical der Aufmerksamkeit.
Treiber: KI-gestützte Bildung, robuste Medienkompetenz-Programme, transsektorale Mental-Health-Strategien, EU-Regulierung als Schutzschirm. Rat der Europäischen UnionOECD
Risiken: Wohlfühlblasen, normative Selbstzufriedenheit.
Factbox (Kernannahmen):
– Medienvertrauen stabilisiert sich durch Transparenz-Innovationen. Reuters Institut für Journalismus
– NEET-Quote sinkt durch Übergangsbegleitung & New-Work-Modelle. European Commission
– LGBTIQ-Schutz wird konsequent umgesetzt; Diskriminierung sinkt messbar. fra.europa.eu
2) Pessimistisch: „Die Müdigkeit der permanenten Gegenwart“
Erzählkern: 2028. Feeds fragmentieren Öffentlichkeit, Desinformation professionalisiert sich. Psychische Belastungen steigen; Wartezeiten in Ambulanzen explodieren. Gig-Ökonomien umgehen Regulierung; junge Menschen ziehen sich in mikroskopische Nischen zurück.
Treiber: Plattformökonomien ohne echte Transparenz, Vertrauensabstürze, ökonomische Schocks. Reuters Institut für JournalismusPR Newswire
Risiken: Politikverdrossenheit, Normalisierung von Zynismus.
Factbox (Kernannahmen):
– Vertrauensindex fällt; „News Avoidance“ nimmt zu. Reuters Institut für Journalismus
– Diskriminierung bleibt hoch, Gewalt gegen Minderheiten steigt. Reuters
3) Transformativ: „Die Ethik der Praktiken“
Erzählkern: 2029. Unis, Betriebe, Städte stärken Interventions-Design: Sorgfältig gestaltete Alltagspraktiken, die Sinn, Gesundheit und Teilhabe kopplungsfähig machen (z. B. Community-Dialoge, Mentoring an Schulen, Peer-Counseling im Job). Elif co-leitet ein „Commons-Lab“, das Bürger*innenhaushalte, KI-Erklärformate und Nachbarschaftsprojekte verzahnt.
Treiber: Umsetzung EU-Richtlinien, Public-Interest-Tech, Care-Infrastruktur, neue Sozialinnovationen. Rat der Europäischen Union
Risiken: Implementierungslücken, Ressourcenknappheit.
Layout- und Strukturbausteine (Print & Online – Umsetzungsvorschlag)
Titelseite/Aufmacher: Großes Close-up eines Gen-Z-Gesichts zwischen Nachdenklichkeit und Entschlossenheit; urbane Tiefenschärfe.
- Inhaltsübersicht (Doppelseite): Abstract, Kapitelübersicht, Zitatkasten („Finde dich selbst – aber vergiss nicht die Welt“).
- Grafikideen:
– Linien-Chart: Vertrauen in News (DE/EU) vs. Social-Video-Nutzung bei U30. leibniz-hbi.deReuters Institut für Journalismus
– Balken: NEET-Quoten EU (15–29) nach Bildungsstand. European Commission
– Piktos: Plattformarbeitsrechte – Entscheidungsbaum Beschäftigungsstatus. Rat der Europäischen Union
– Datenkacheln: KI-/Social-Nutzung Jugendlicher in Deutschland. mpfsard-media.de - Infokästen pro Kapitel: „Fakten in Kürze“, „Historischer Kontext“, „Philosophische Begriffe erklärt“.
- Typografie & Farben: Serif für Fließtext, Sans für Headlines; Cremeweiß, Anthrazit, Senfgelb als Akzent.
Fazit: Rückkehr zu Elif – und die Verantwortung des Ich
Es ist 22:41 Uhr, derselbe Tag. Elif sitzt am Fenster. Das Display ist dunkel, der Atem ruhig. Im Notizbuch steht: „Sinn ist Praxis. Freiheit ist Relation. Verantwortung ist das Band dazwischen.“ Sie denkt an die stoische Unterscheidung – was kontrolliere ich, was nicht? – und an den humanistischen Imperativ, dass niemand bloß Mittel sein darf. Die Generation Z, sagt sie sich, hat vielleicht weniger Gewissheiten, aber mehr Werkzeuge, aus Ambivalenz Haltung zu machen: Faktenchecks, Peer-Netzwerke, Achtsamkeit, Gesetze, die Algorithmen bändigen, und eine Ethik, die das Private politisch anschließt.
Philosophisch gesprochen: Selbstverwirklichung ist nicht der Applaus vor dem Spiegel, sondern die Kunst, mit der Welt zu antworten. Der Spiegel bleibt wichtig – aber erst die Antwort macht uns zu Bürgerinnen und Bürgern.
Schlusszitat
„Finde dich selbst – aber vergiss nicht die Welt.“
Quellenhinweise (Auswahl der zentralen Belege im Text)
Deloitte, 2025 Gen Z and Millennial Survey (Prioritäten: Sinn, Lernen, finanzielle Stabilität). Deloitte+2Deloitte+2
- DataReportal, Digital 2024: Germany (Internet & Social). DataReportal – Global Digital Insights
- ARD/ZDF-Medienstudie 2024 (Social-Media-Nutzung, DE). ard-media.de+1
- JIM-Studie 2024 (KI-Nutzung Jugendlicher). mpfs
- Reuters Institute, Digital News Report 2025 (Trust, Plattformverschiebungen); HBI-Presseinfo Deutschland (45 % Trust). Reuters Institut für Journalismus+1leibniz-hbi.de
- UNICEF EU (11 Mio. ≤19 mit psychischen Erkrankungen); OECD/EC Health at a Glance: Europe 2024 (Beschwerdelage 15-Jährige). UNICEFOECD
- EU-Rat/Consilium, Platform Work Directive (Adoption 2024; Inhalte). Rat der Europäischen Union+1
- Eurobarometer Youth & Democracy 2024 (Partizipation). SALTO
- Eurobarometer Discrimination in the EU 2023; FRA 2024 (LGBTIQ-Fortschritte & Gewalt). European Unionfra.europa.euReuters
- Eurostat 2024 (NEET). European Commission
Hinweis zur Methodik
Die Porträts und Interviews sind fiktionalisiert, jedoch inhaltlich an den obigen Studien, Indikatoren und öffentlichen Debatten orientiert. Alle zitierten Daten stammen aus 2024/2025 (bzw. Langreihen) und wurden für Kontextualisierung genutzt.


